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Von der Falle des Vergleichens – warum wir Kinder nicht vergleichen sollten

Von der Falle des Vergleichens – warum wir  Kinder nicht vergleichen sollten

Was kann mein Kind nicht, was andere in seinem Alter schon können? Das ist die wohl tödlichste aller Mama-Fragen. Doch schon in der Schwangerschaft und später bei den Früherkennungsuntersuchungen beim Kinderarzt wird die Entwicklung unser Kinder an Tabellen und Statistiken gemessen. So ist es nicht verwunderlich, dass sie manchmal Druck macht. Vor allem dann, wenn sie nicht so verläuft wie gewünscht.

Auch ich kann der Entwicklung meiner Kinder immer tiefen entspannt zusehen. Doch was können wir tun, um nicht in die Falle des Vergleichens zu tappen? 

Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.

Bei meinen Recherchen bin ich auf ein afrikanisches Sprichwort gestoßen: „Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.“ Es meint, dass sich jedes Kind in einem ganz eigenen Tempo und auf seine individuelle Art und Weise entwickelt. Jedes Kind ist anders und hat verschiedenen Stärken und Schwächen. Ab wann es durchschläft, den ersten Brei isst, sich für andere Kinder interessiert und keine Windel mehr benötigt, hängt weniger von seinem Alter als ins erster Linie von seiner Persönlichkeit ab. 

Kinder entwickeln sich ganz individuell und in ihrem eigenen Tempo.

Kinder sind mit ihren eigenen Eigenschaften, Charakterzügen, Vorlieben, Neigungen und Veranlagungen etwas ganz Besonderes. Mein kleiner Mann ist ein kleiner Wirbelwind, hat viel Energie und einen großen Bewegungsdrang. Gleichzeitig ist er ganz kuschelig und Nähe bedürftig. Motorische Dinge fallen ihm leicht. Er interessiert sich für allerlei Dinge und findet schnell Kontakt zu anderen Kindern. Gleichzeitig ist er ein anspruchsvoller Schläfer, findet schwer zur Ruhe und braucht oftmals lange, um einzuschlafen (siehe unten). 

In Wirklichkeit entwickelt sich jedes Kind in seiner individuellen Geschwindigkeit. Durch den inneren Drang, wachsen zu wollen, seine Fähigkeiten auszubilden und autonom zu werden, lernen sie in der Regel automatisch – ganz ohne besondere Förderangebote. 

Eines ist sicher: Kein Kind ist wie das andere und das ist gut so.

Alles, was wir einem Kind beibringen, kann es nicht mehr lernen.

Wenn wir das Gefühl haben, dass unser Kind in seiner Entwicklung langsamer als andere ist, geraten wir schon mal in Versuchung, es ausgleichen zu wollen. Oftmals steckt dahinter eine Mischung aus dem Survival- of- the- fittest- Gedanken und der Sorge, das eigene Kind könnte in irgendetwas hinterherhinken.

Alles, was wir einem Kind beibringen, kann es nicht mehr lernen.“, heißt es schon bei dem Schweizer Entwicklungspsychogen Jean Piaget (1896 – 1980).

Vielmehr können wir darin vertrauen, dass unser Kinder die Fähigkeiten wie drehen, krabbeln, laufen, Fahrradfahren, schreiben, lesen und rechnen erlernen werden. Umso wichtiger ist es, unser Kind so anzunehmen wie es ist. Je entspannter wir die Entwicklung beobachten, desto mehr können wir die gemeinsame Zeit genießen und unser Kind in seinem ganz eigenen Charakter kennenlernen. 

Auch Prof. Dr. Remo Largo versichert, dass jedes Kind lernen möchte, aber in seinem Tempo und auf seine Weise: „Damit ein Kind sich gut entwickeln kann, beziehungsfreudig, neugierig und motorisch aktiv ist, braucht es gewisse Voraussetzungen. Eine innere Voraussetzung bringt das Kind mit: Es will sich entwickeln. Es hat einen inneren Drang, zu wachsen und sich Fähigkeiten und Kenntnisse anzueignen. Eltern müssen sich nicht ständig aktiv bemühen, damit das Kind Fortschritte macht. Es braucht nicht ‚gefördert’ zu werden. Das Kind entwickelt sich aus sich heraus, wenn körperliches und psychisches Wohlbefinden gewährleistet sind.“

Lese hierzu auch: Remo H. Largo „Babyjahre“ und Remo H.Largo „Kinderjahre“.

Kinder entwickeln sich am besten, wenn wir ihnen Halt, Geborgenheit und Sicherheit geben.

Die Sache mit dem Schlafen

Als unser Sohn 1 1/2 Jahre alt war, fing er an, nicht mehr in seinem Gitterbettchen, sondern in unserem Elternbett schlafen zu wollen. Zunächst dachten wir, es sei nur eine Phase und machten uns nicht weiter Gedanken darüber. Schnell zeichnete sich jedoch ab, dass der kleine Mann nicht mehr in sein eigenes Bett zurückkehren wollte. Einige Wochen später begann er an, sich schwer damit zutun, alleine einzuschlafen. Er fand erst mit uns zusammen zur Ruhe. In den Wochen nach seinem zweiten Geburtstag zogen wir um und wohnten vorübergehend bei unseren Eltern. Die Abende endeten so, dass einer von uns erschöpft und ratlos den kleinen Mann im Auto schlafen fuhr. Auch in den Monaten darauf blieb die Einschlafsituation unser Thema. Es war nahezu unmöglich, unseren Sohn „einfach hinzulegen“. Viele, viele Abende endeten im Drama. Je länger es dauerte, desto unentspannter wurden wir. Nichts half wirklich.

Irgendwann beschlossen wir das Thema gelassener zu sehen und den Druck rauszunehmen. Seitdem sind die Eckdaten ähnlich: Der kleine Mann schläft täglich zwischen 21 Uhr und 22 Uhr ein. Er verbringt die Nacht weiterhin in unserem Familienbett. Alleine einzuschlafen ist nach wie vor undenkbar. Doch was sich verändert hat, ist unsere Haltung: Indem wir akzeptiert haben, dass er ein „schlechter“ Einschläfer ist, hat sich die Situation deutlich entspannt. Indem wir ihn in diesem Punkt so angenommen haben wie er ist ohne ihm unsere Vorstellungen aufzudrücken, geht es uns allen besser. Und wisst ihr was? Mit 18 Jahren wird er das alles bestimmt nicht mehr brauchen. 😉

Das Gegenteil von Durchschnittlichkeit ist übrigens Einzigartigkeit. 

Viel wichtiger als die Entwicklung unseres Kindes mit Argusaugen zu beobachten und mit denen der anderen zu vergleichen, ist es, ein empathischer Lebensbegleiter zu sein. Indem wir auf seine Bedürfnisse eingehen und es respektvoll behandeln, uns ihm zuwenden, Halt, Sicherheit und Geborgenheit geben, schaffen wir den besten Nährboden für die Entwicklung. 

Also: Vertraue deinem Kind, dass es alles, was es zum Leben braucht zu seiner eigenen Zeit lernen wird. 

Wie stehst du zu dem Thema? Bist du eher entspannt oder machst du dir manchmal Sorgen, dass dein Kind hinterherhinken könnte?

Kids are just fantastic!

Dieser Blogbeitrag ist auch unter www.colognecreative erschienen.

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